Die Briefmarken von Hannover

„Königlich hannoversche Francomarken“

(Ein Überblick von Hans-Joachim Lechte - vgl. auch "Das Archiv 1/2010", Seiten 64-69" - DAS ARCHIV)

 

Am 30. November 1850 wurde die erste „Francomarke“ des Königreiches Hannover verausgabt. Die erste Inlandbriefmarke mit dem Motiv „Königlich Hannoversches Staatswappen“ über einem gemusterten Wertschild mit der Ziffer 1, das von einem verschlungenen Schriftband umrahmt wird, mit der Wertstufe „Ein Gutergroschen“, wurde auf handgeschöpftem blauem Wasserzeichenpapier mit schwarzer Farbe im Buchdruckverfahren hergestellt. Die lateinische Inschrift in dem Wappenband lautet: SUSCIPERE ET FINIRE, was frei übersetzt bedeutet „Beginnen und zum Ende führen“. Regent des Königreiches Hannover war im Jahr 1850 König Georg V., auch „Der blinde König“ genannt.

Den Markenentwurf zeichnete der Hofwappenmaler Anton Jürgens. Im Historischen Museum in Hannover befindet sich eine Handzeichnung, die ihm als Entwurfszeichnung zugeordnet wird. Zwei weitere Handzeichnungen befinden sich in privatem Besitz. Diese drei Handzeichnungen zeigen unterschiedliche Linienführungen in grober und feinerer Struktur. Einer dieser „Original Entwürfe“ ist blau koloriert.

Im Königreich Hannover gelangte die erste Markenausgabe für den Inlandsverkehr zu 1 Gutegroschen (Ggr.) schwarz auf graublau am 30.11.1850 an die Postschalter zum Verkauf an das Publikum. Weil nach dem Taxgesetz zum 1.10.1850 im ganzen Königreich ein entfernungsunabhängiger Tarif bestand, reichte eine Marke für einen einfachen unter 1 Zoll-Loth schweren Brief. War der Brief schwerer, klebte man soviel mehr Marken auf den Brief, bis die gesetzmäßige Taxe dafür erreicht war. Nachdem für den Verkehr mit dem Deutsch-Österreichischen-Postverein (DÖPV) blaue Farbe für die 2 Silbergroschen (Sgr.)-Marke reserviert wurde, hat man die Inlandsmarke 1851 auf graugrün umgestellt. 1856 wurde dann die gleiche Marke mit schwarzem Druck auf weißem Papier aber mit olivfarbigem Netzunterdruck herausgegeben.

Eine andere Aufgabe hatten die 1851 gedruckten Marken zu 1/30 Taler (1 Sgr.), 1/15 (2 Sgr.) und 1/10 (3 Sgr.)Taler für den Postvereinsverkehr. Sie sollten entsprechend den Vereinbarungen im DÖPV in der Sgr.-Währung entfernungsabhängig verwendet werden. 1853 kam noch die 3 Pfg. / 1/3 Sgr.-Marke für Drucksachen hinzu, die sowohl für das Inland als auch für das Postvereinsgebiet verwendet werden konnte, weshalb sie eine doppelte Währungsangabe enthielt.

Eine große Änderung ergab sich durch das Währungs-Gesetz vom 3.6.1857, das ab 1.10.1858 in Kraft trat: Das Duodezimalsystem (Zwölferteilbarkeit) wurde zugunsten eines Dezimalsystems (Zehnerteilung) aufgegeben, der Gutegroschen wurde zu Groschen.

Bis zum 30.9.1858 waren in Hannover 1 Taler = 24 Ggr. = 288 gute Pfennige, danach hatte der Taler = 30 Groschen (Gr.) = 300 Pfennige. Groschen und Pfennige waren also „leichter“ geworden gegenüber dem Ggr. bzw. „guten“ Pfennig.

Die Währungsumstellung machte die Herausgabe neuer Marken notwendig. Erst im Februar 1859 erschienen die Marken mit dem Kopfbild von König Georg V. im Wert von 1, 2 und 3 Groschen. Diese Marken waren sowohl für das Inland als auch für das Ausland gültig. Vor Abgabe an die Postanstalten mussten die noch vorhandenen Sgr.-Marken aufgebraucht werden, der Einfachheit halber als 1, 2 oder 3 Gr.-Marken. 1861 kam zur Ergänzung der Höchstwert zu 10 Gr. olivgrün heraus, der im Wesentlichen für Auslandsbriefe gedacht war.

Erst 1860 erschien eine ½-Groschen-Marke mit Posthorn unter Krone für den Nahbereich zwischen vorgesetzter Postanstalt und Briefsammlung bzw. als Ergänzungswert für Auslandsbriefe. Diese Marke findet heute noch viele Liebhaber.

1863 erschien mit 3 Pfg. und einer neuen Währungsinschrift 3/10 Sgr. in grüner Farbe die letzte geänderte Markenbezeichnung.

Die letzte Ausgabe der Marken von 1864 unterscheidet sich nur durch einen Durchstich statt der bisher geschnittenen.

Das Königreich Hannover hat im Zeitraum vom 30.11.1850 – 30. September 1866 insgesamt 25 Briefmarken (Hauptnummern) herausgegeben. Als Motive kamen „Wappen“, „Ziffern“, „Posthorn“ und „Kopf König Georg V“ zum Einsatz.